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und nietzsche weinte

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(Am Ende des Postings folgen viele herrliche Zitate von Nietzsche – wer sich für das Buch nicht interessiert, sollte sich zumindest diese nicht entgehen lassen)

Inhalt:
Josef Breuer, ein sehr angesehener Wiener Arzt, der häufig mit seinem jüngeren Freund und Schüler Sigmund Freud verkehrt, steht großen persönlichen und familiären Problemen gegenüber, als eine geheimnisvolle russische Schriftstellerin ihn zur Behandlung eines suizidgefährten Patienten überreden will, der allerdings weder erfahren dürfe, dass es sich um psychologische Betreuung handle, da er seine Leiden niemals einem anderen gegenüber eingestehen würde, noch Kenntnis davon gewinnen dürfe, dass die Schriftstellerin die Fäden gezogen hatte, um den Patienten in die Hände des Arztes Breuers zu führen; Breuer sagt zu, und sieht sich der Behandlung von Friedrich Nietzsche gegenüber. Eine Behandlung, die das Leben beider Protagonisten verändern sollte …

Stil:
Ich wusste aus Berichten von Freunden, dass das Buch Fiktion ist, und dass sich Breuer und Nietzsche nie begegnet sind. Darüberhinaus bin ich ein sehr großer Anhänger von Nietzsche und halte sehr große Stücke auf vieles, was er gedacht und geschrieben hat – zumindest den kleinen Teil davon, den ich verstanden habe. Insofern sah ich mich dem Buch von vorneherein sehr skeptisch gegenüber eingestellt, mit der Vermutung, dass man einen so großen Denker wie Nietzsche nicht als Romanfigur, und dazu noch in einem fiktiven Kontext, darstellen könne – und ich habe mich getäuscht.
Irvin D. Yalom versteht es hervorragend, die Person des Nietzsche tief und deutlich darzustellen, er hat lange und ausführliche die Biographien und Werke studiert, und das merkt man auch. Er breitet die Gedanken Nietzsches ausführlich und klar aus, so dass man fast den Eindruck gewinnt, “Also sprach Zarathustra – light!” zu lesen. Wer auch immer etwas mehr über das Leben und die Werke Nietzsches erfahren möchte, dem sei dieses Buch gegenüber den häufig unverdaulichen Biographien und auch den Werken Nietzsches selbst empfohlen – ein sehr guter und verständnisvoller Einblick in das Leben des großen Denkers, obschon es doch eigentlich nur Fiktion ist.
Das gleiche gilt natürlich auch für die anderen Charaktere wie Freud und Breuer. Das Buch ist stimmungsvoll geschrieben und gibt sehr gut, gerade durch die verwendete Sprache die Verfassungen der Protagonisten sowie das herrschende Klima (gerade in der Wissenschaft) um das Jahr 1882 wieder.

Bewertung: 1-

Zitate:
Vieles davon erachte ich als richtig, einiges nicht – die Zitate geben in vortrefflicher Art und Weise das Denken Nietzsches wieder. Und die wunderbar metaphorisch dichterische Art, in der er schrieb.

Der Schlüssel zu einem erfüllten Leben liegt darin, das Unumgängliche zu wollen und dann das Gewollte zu lieben.

Um sich wirklich gegenseitig gut zu sein, muss sich jeder erst einmal selbst gut sein. Solange wir nicht anerkennen, dass wir allein sind, benutzen wir den anderen nur als Schutzschild gegen die Einsamkeit. Nur wer herzhaft leben kann wie der Adler – dem kein Zeuge zuschaut – kann sich einem andereren in Liebe zuwenden. Also ist eine Ehe, die man nicht aufgeben kann, zum Scheitern verurteilt.

Man kann kein Weib lieben, ohne die Augen vor der Häßlichkeit unter der Haut zu verschließen – Blut, Venen, Fett, Muskeln, Kot – alle Physiologie ist ein Greuel. Der Liebende bedarf des verklärten Blickes, er muss die Wahrheit leugnen. Für mich jedoch ist ein unwahres Leben wie der lebende Tod.

Leben ist ein Funke zwischen zwei Leeren – ist es nicht erstaunlich, dass wir dem zweiten Dunkel so viel Aufmerksamkeit schenken, nicht aber dem ersten?

Man liebt zuletzt seine Begierde und nicht das Begehrte.

Der Sucher nach Wahrheit fürchtet weder Stürme noch schmutzige Wasser – einzig seichte Wasser fürchten wir.

Es gibt grundsätzlich zwei Lebenshaltungen: diejenige derer, welche Seelenfrieden und Glück suchten und welche glaubten und am GLauben festhalten müssten, und diejenige derer, welche die Wahrheit suchten und welche allem Seelenfrieden entraten und ihr Leben der Erkenntnissuche weihen müssten.

Jeder ernstzunehmende Denker zieht Selbstmord in Betracht – er ist Trostmittel in langen Nächten.

Ich bin zu dem Schluss gelangt, dass die Angst nciht aus der Dunkelheit geboren wird, sondern eher den Sternen gleicht – stets unverrückbar da, nur unsichtbar im grellen Licht des Tages.

Je mehr der Baum hinauf in die Höhe und Helle will, um so stärker streben seine Wurzeln ins Dunkle – selbst ins Böse.

Ich kuriere keine Verzweiflung, ich studiere sie. Verzweiflung ist der Preis, den man für die Selbsterkenntnis zu zahlen hat. So tief man in das Leben seiht, so tief sieht man in das Leiden.

Die Erforschung, die Wissenschaft beginnt mit dem Unglauben. Wie die Knochen, Fleischstücke, Eingeweide und Blutgefäße mit Haut umschlossen sind, die den Anblick des Menschen erträglich macht, so werden die Regungen und Leidenschaften der Seele durch Eitelkeit umhüppt; sie ist die Haut der Seele.

Jedem Menschen gehört sein eigener Tod. Jeder sollte ihn auf seine Weise leben. Vielleicht – ich sage vielleicht – gibt es ein Recht, wonach wir einem anderen das Leben nehmen dürfen, aber keines, wonach wir ihm das Sterben nehmen dürfen. Dies ist nicht Trost, dies ist nur Grausamkeit.

Ein Aufblitzen animalischen Genusses, gefolgt von Stunden der Selbstverachtung, der mühevollen Reinigung von den protoplasmischen Ausdünstungen der Wollust, das kann, nach meiner Auffassung, nicht der Weg zur ‘Einheit des Subjekts’ sein.


April 8th, 2007  

3 Responses to “und nietzsche weinte”

  1. Lurker
    April 9th, 2007 at 10:19

    Anstatt der vielen Worte nur:

    Ja, was für ein Buch. Absolute Empfehlung.


  2. Nita
    September 10th, 2008 at 10:03

    no comment !!! Tolles Buch, und die Uebersetzung ins deutsche ist auch richtig gut.


  3. E.
    September 10th, 2008 at 10:04

    Ich wusste gar nicht, dass das nicht im Original in Deutsch ist … obwohl sich natürlich Yalom nicht wirklich deutsch anhört :) …


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